«Menschenverachtende Regierung»: Hilti kappt Russland-Geschäft

2022-07-29 20:59:55 By : Ms. cuihong li

Der Liechtensteiner Baugerätehersteller minimiert den Vertrieb seiner Produkte in Russland und beginnt dort mit Entlassungen. Zudem baut Hilti ein eigenes Softwaregeschäft auf.

Russland ist für viele westliche Unternehmen ein schwieriger Markt. Nicht so für Hilti. An der Bilanzpressekonferenz sagte Christoph Loos, Chef des Liechtensteiner Baugeräteherstellers:

Respektive war: Denn wegen des Kriegs hat Hilti die Lieferungen nach Russland (und Weissrussland) eingestellt. Es werden nur noch langjährige Kundenverpflichtungen ab Lager erfüllt. Ohnehin unterliegen über die Hälfte der Hilti-Produkte und -Ersatzteile internationalen Sanktionen, und gleiches gilt für rund 700 Kunden. Loos sagt:

Von den 1300 Angestellten, die meisten im Direktvertrieb und in der Admi­nistration tätig, werden in den nächsten Wochen zunächst 300 entlassen, wobei alle eine Abfindung erhalten. Hilti-Verwaltungsratspräsident Heinrich Fischer sagt: Man wolle auch den russischen Angestellten helfen, die schwierige Zeit zu überbrücken. Denn:

Hilti will den russischen Markt nach Möglichkeit nicht ganz fallen lassen, schliesst aber auch eine Komplettaufgabe nicht aus. Der Hauptstandort Moskau jedoch werde künftig nicht mehr als Zentrale dienen, sagt Loos:

Erst einmal gilt Hiltis Hauptsorge den 100 Angestellten in der Ukraine. Ihnen zahle man den Lohn im Voraus, und man biete weitere Hilfe an. Aus dem Wegfall des Geschäfts in Russland, Weissrussland und der Ukraine erwartet Loos für 2022 einen negativen Einfluss auf den Gewinn zwischen 50 und 100 Millionen Franken.

2021 hat Hilti die Coronadelle des Vorjahrs überwunden und mit einem Betriebsergebnis von 847 Millionen Franken (+16 Prozent) einen Rekordgewinn geschrieben. Das ergab eine operative Marge von 14,2 (im Vorjahr) 13,7 Prozent des Umsatzes von 6 Milliarden Franken. Trotz Störungen der Lieferkette habe Hilti über 96 Prozent der Bestellungen den Kunden pünktlich zukommen lassen können. Die Zahl der Mitarbeitenden in gut 120 Ländern weltweit stieg um über 1500 auf 31'115, vor allem in kundennahen Serviceleistungen.

Für 2022 geht Hilti von einem zweistelligen Umsatzwachstum aus, denn die Bücher der Kunden, von Baufirmen über Handwerker bis zur Industrie, seien randvoll. Bei der Marge rechnet Loos hingegen mit einem Abstrich von 2 bis 3 Prozentpunkten. Zum einen dürften Preiserhöhungen bei Rohmaterialien, die man nicht voll an die Kunden weitergeben könne, durchschlagen, zum anderen wolle man weiter tüchtig investieren.

Dies auch in den Aufbau des eigenen Softwaregeschäfts. Bisher hat Hilti die Produktivität der Kunden mit Hardware gesteigert, mit immer leistungsfähigeren Maschinen und Geräten, die zunehmend mit dem Internet verbunden sind. Neu will Hilti, nach dem kürzlichen Erwerb der US-Softwarefirma Fieldwire, auch Geschäftsprozesse der Kunden verbessern, etwa bei der Kommunikation zwischen Büro und Baustelle.