Im Prozess gegen einen Mannheimer Schlosser, der im Oktober bei der BASF eine verheerende Explosion verursacht hat, ist das Urteil gefallen.
Seit über 100 Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil des Produktionsverbundes: die Ammoniakanlagen. BASF betreibt Ammoniakanlagen mit einer Gesamtkapazität von über 1,7 Millionen Tonnen in Ludwigshafen, Antwerpen und gemeinsam mit YARA in Freeport, Texas. Ammoniak ist ein wesentlicher Ausgangsstoff für Polyamide, Isocyanate und Harnstoffharze.Ermöglicht wurde die Ammoniaksynthese erst im 20. Jahrhundert durch das Haber-Bosch-Verfahren. Fritz Haber und Carl Bosch wurden dafür mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.
Der 63-jährige Schlosser, der über eine Fremdfirma mit Wartungsarbeiten an einer Rohrleitung der BASF beauftragt war, wird wegen der fahrlässigen Tötung in fünf Fällen zu einem Jahr Haftstrafe verurteilt. Die Urteilsbegründung bezieht sich auf fahrlässige Tötung, fahrlässiges Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und fahrlässige Körperverletzung. Die Haft wird auf Bewährung ausgesetzt.
Die Richter folgten damit der Forderung der Staatsanwaltschaft, der Verteidiger des Mitarbeiters eines Rohrleitungsbau-Unternehmens hatte für seinen Mandanten im Vorfeld eine Freispruch oder eine Bewährungsstrafe von maximal sechs Monaten gefordert und auf die Mitverantwortung der BASF wegen unzureichender Sicherheitsmaßnahmen plädiert. Die Mitverantwortung des Chemiekonzerns sehen auch die Nebenkläger, diese forderten für den Beschuldigten jedoch zweieinhalb Jahre Haft. Der Sachschaden nebst Folgeschäden hinsichtlich des Betriebsablaufs wurde von der Staatsanwaltschaft zu Verfahrensbeginn auf mindestens 500 Millionen Euro geschätzt.
Der Brand und die Explosion hatte sich im Landeshafen Nord in Ludwigshafen ereignet. Dort werden brennbare Flüssigkeiten wie Naphtha, Methanol und unter Druck verflüssigte Gase umgeschlagen. Bild: BASF
Das Landgericht Frankenthal sah es als erwiesen an, dass der 63-jährige Mitarbeiter eines von der BASF beauftragten Rohrleitungsbau-Unternehmens im Landeshafen Nord in Ludwigshafen mit einem Winkelschleifer eine Butenleitung aus Unachtsamkeit angeschnitten hatte. In der Folge kam es zu einem verheerenden Brand und einer Explosion, die fünf Menschen das Leben kostete und 44 weitere verletzt hat. Eigentlich sollte der Arbeiter eine entleerte Propylenleitung abtrennen, er erwischte allerdings eine, die mit einem leicht entzündbaren Gasabfallgemisch aus Buten befüllt war.
Ausgangspunkt für den Brand und die Explosion waren Arbeiten an einer Rohrleitungstrasse am BASF-Landeshafen Nord. (Bild: BASF)
Es brannten unter anderem Rohrleitungen mit den Produkten Ethylen und Propylen. (Bild: BASF)
Seit 1976 ist der BASF-Landeshafen Nord in Ludwigshafen Umschlagplatz für brennbare Flüssigkeiten wie Naphtha oder Methanol. (Bild: BASF)
Die Ladung der anlegenden Tankschiffe erfolgt über Verladearme. (Bild: BASF)
Jährlich legen über 2.000 Tankschiffe am Landeshafen Nord an. (Bild: BASF)
Im zentralen Tanklager werden flüssige Produktionsstoffe wie Methanol und Naphtha gelagert. Insgesamt lagern dort 212.000 m³ Flüssigkeiten und fast 40.000 m³ unter Druck verflüssigte Gase. (Bild: BASF)
Infolge des Brandes wurden zahlreiche Anlagen - darunter die beiden Steamcracker - im Werk Ludwigshafen heruntergefahren. (Bild: BASF)
Der Steamcracker II nimmt eine Fläche von rund 64.000 Quadratmetern ein - das entspricht 13 Fußballfeldern. Es ist die größte einzelne Anlage am Standort Ludwigshafen. (Bild: BASF)
Fast die Hälfte aller bei der BASF verarbeiteten Rohstoffe werden über den Rhein nach Ludwigshafen transportiert. (Bild: BASF)
Das BASF-Werk in Ludwigshafen ist der größte zusammenhängende Chemiestandort der Welt. (Bild: BASF)
Das nach dem Schnitt in das Rohr mit einem hohen Druck austretende Butengemisch entzündete sich sofort und befeuerte danebenliegende Leitungen. Durch den enormen Druck und die Hitze der Befeuerung wurde eine Ethylenleitung so stark erhitzt, dass es ca. sechs Minuten nach dem Schnitt in das Rohr zu einer Explosion kam, welche weitere Brände und Explosionen an anderen Rohren verursachte. Infolgedessen starben vier Feuerwehrleute sowie ein Matrose eines im Hafen liegenden Tankmotorschiffs. Auch der Verurteilte erlitt schwere Brandverletzungen.
Deutliche Kritik an der BASF hatte während des drei Jahre dauernden Prozesses ein Gutachter des TÜV geübt. Der Sachverständige für Fernleitungen attestierte dem Chemiekonzern zwar, dass die Ethylenfernleitung dem Stand der Technik entsprach, jedoch über keine Brandschutzbeschichtung verfügte. Zudem seien die Leitungen im Rohrgraben nicht eindeutig gekennzeichnet gewesen, weil nur alle 200 Meter ein Schild installiert war. Außerdem bemängelte der Experte den geringen Abstand der Ethylen-Fernleitung zu anderen im Rohrgraben verlegten Leitungen. Für die Ethylen-Pipeline, die den Standort Ludwigshafen mit dem Bayerischen Chemiedreieck verbindet, gilt außerhalb von Werksgeländen ein Sicherheitskorridor von fünf Metern.
Das Gericht sah laut Urteilsbegründung zwar eine kausale Mitverantwortung der BASF an dem Unglück, aber keine strafrechtliche Verantwortung, da es diese nicht an einer Person festmachen kann.
Zwei Steamcracker der BASF und 20 weitere Anlagen im Werk wurden in Folge des Brandes am 17.10.2016 vorsorglich heruntergefahren. Am Ort des Unglücks – dem Landeshafen Nord, schlägt die BASF brennbare Flüssigkeiten wie Methanol, Naphtha und Flüssiggase um. Im Vorjahr waren es insgesamt 2,6 Mio. Tonnen Güter, die den Weg über den Landeshafen in die BASF gefunden hatten.
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