Schielen kann ein Indiz für eine andere Grunderkrankung sein. – Foto: AdobeStock/Barselona Dreams
Wenn Erwachsene plötzlich anfangen, unfreiwillig zu schielen, kann das an zu viel Alkohol liegen, starker Müdigkeit oder altersbedingten Durchblutungsstörungen. Das Problem ist meist harmlos und geht vorbei. Anders ist das bei Kindern. Bei jedem vierten Kind, das plötzlich schielt oder Doppelbilder sieht, diagnostizierten die Ärzte in der Notaufnahme eine lebensbedrohliche Erkrankung, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), der medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Augenheilkunde.
Bei der Einschätzung, wie dringlich es ist, hilft – bei Kindern wie bei Erwachsenen – zunächst die Unterscheidung, ob sich die Augen normal bewegen oder nicht. „Bewegen sich die Augen nicht symmetrisch-gleichmäßig, handelt es sich oft um einen Notfall“, sagt Anja Eckstein, Spezialistin für Schielerkrankungen (Strabologie) und neurologisch bedingte Sehstörungen (Neuroophthalmologie) an der Augenklinik des Universitätsklinikums Essen. „Denn dann sind häufig die Hirnnerven gelähmt, die die Augenmuskeln steuern.“
Ursache einer solchen Lähmung können Hirnblutungen, Hirntumoren, Hirndruck oder ein Schlaganfall sein. „So wissen wir, dass Kinder, die mit akutem Schielen infolge einer Augenbewegungsstörung in die Notaufnahme kommen, am häufigsten an einem Hirntumor leiden“, berichtet Eckstein. „Aufgrund ihres Volumens können Tumoren den Hirndruck erhöhen, und das können wir beim Blick ins Auge am geschwollenen Sehnerv erkennen“, fügt die Fachärztin aus Essen hinzu.
Bei Personen über 65, die plötzlich die beschriebenen Sehstörungen haben, ist die Ursache am häufigsten eine kleinere Durchblutungsstörung im Gehirn. Zusätzliche Beschwerden liegen hier in der Regel nicht vor. Bei Patienten unter 65, die neben Doppelbildern und Augenbewegungsstörungen zugleich unter Kopfschmerzen, Schwindel oder Erbrechen, besteht unter anderem der Verdacht auf einen Hirntumor. „Dann muss sofort eine Bildgebung des Gehirns erfolgen“, sagt Neuroophthalmologin Eckstein.
Akuter Handlungsbedarf besteht ebenfalls, wenn Doppelbilder nach Unfällen auftreten, etwa einem Sturz von einem Trampolin. „Zeigt sich dann auch noch ein blaues Auge, liegt wahrscheinlich eine Augenhöhlenfraktur vor, die bei Kindern innerhalb von 24 Stunden operiert werden muss“, betont Augenärztin Eckstein. „Sonst vernarbt das Gewebe, und es können dauerhafte Schäden zurückbleiben.“ Auch wenn sich nach einem Schlag aufs Auge Doppelbilder einstellen, müsse sofort die augenärztliche Notfallambulanz aufgesucht werden.
Schielen mit hervortretenden Augäpfeln kann darüber hinaus Folge der Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow sein. In diesem Fall schielt man, weil die Augenmuskeln durch eine Entzündung verkürzt sind.
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