Ein Jahr nach dem Hochwasser
Vor einem Jahr haben Wassermassen fast alles weggerissen auf den Campingplätzen in Oberweis und Waxweiler. Heute können dort wieder Campinggäste ihren Urlaub genießen.
Als am 14. Juli abends die Prüm den Campingplatz in Oberweis in der Eifel traf, war die Betreiberfamilie Köhler vorbereitet. Sie hatte die Warnungen ernstgenommen und den Platz evakuiert: "Der Plan war, dass wir, wenn es vorbei ist, zwei, drei Tage sauber machen und die Gäste dann wieder runter auf den Platz können", erinnert sich Geschäftsführer Daniel Köhler an den Abend.
Damals konnte er noch nicht ahnen, wie hoch das Wasser steigen und wie groß der Schaden sein würde. Der Campingplatz mit Platz für rund 800 Fahrzeuge wurde fast komplett zerstört. "Die Erinnerung an damals ist wie ein surrealer Film, den man immer noch nicht ganz begreifen kann", sagt Köhler.
"Mit stetig steigendem Wasser versucht man immer wieder, dagegen anzukämpfen. Bis man irgendwann merkt, dass es keinen Sinn mehr hat. Dann steht man am nächsten Morgen da, guckt sich das an und ist einfach nur sehr leer im Kopf."
Was die Tage nach der Katastrophe Kraft gegeben habe, seien die vielen Helfer gewesen, die von überallher nach Oberweis strömten, sagt Köhler: "Die haben super mit angepackt und uns den ersten Mut wieder gebracht, um überhaupt zu sagen: Jetzt Ärmel hoch, wir räumen auf und schauen weiter."
So freuen sich die ersten Camper in Oberweis, dass es wieder losgeht:
Also entschieden Köhler und seine Familie, den Campingplatz wiederaufzubauen. Die Sanitäranlagen wurden neu gemacht, die Ausstattung an den einzelnen Plätzen verbessert. Zum Beispiel gibt es jetzt mehr elektrische Anschlüsse, die besser gegen Unwetter geschützt sind.
"Wenn der Müll beseitigt ist, muss man sich erst mal überlegen: Macht das Sinn? Da haben wir uns schon mindestens zwei, drei Wochen Zeit für genommen. Wollen wir das noch, können wir das noch, geht das überhaupt?"
Der Campingplatz sollte besser gegen zukünftige Hochwasser geschützt werden - obwohl man sich bewusst sei, dass es einen hundertprozentigen Schutz nicht gibt. Rückschritte gab es beim Wiederaufbau aber auch, sagt Köhler. Handwerker- und Materialknappheit hätten für Verzögerungen gesorgt.
"Das war weitaus aufwendiger, als wir am Anfang gedacht haben. Aber die Firmen haben uns da nicht im Stich gelassen. Sodass wir jetzt hier stehen und Gäste empfangen können." Aber es musste die schwere Entscheidung getroffen werden, keine Dauercamper mehr aufzunehmen. Diese in Sicherheit zu bringen, würde bei einem weiteren Hochwasser einfach zu lang dauern.
Köhler hat Ende Juli wieder die ersten Gäste empfangen. Eine knappe halbe Stunde entfernt von seinem Platz liegt der Campingplatz Heilhauser Mühle in Waxweiler. Hier konnte die Betreiberfamilie Tautges schon zu Ostern wiedereröffnen. Aber auch hier musste wegen des Handwerkermangels teils improvisiert werden, erzählt Juniorchef Bastian Tautges.
Die Juli-Flut hat auf dem Campingplatz Heilhauser Mühle in Waxweiler viel zerstört. Jetzt, neun Monate danach, freut sich die Betreiberfamilie auf die Wiedereröffnung zu Ostern. mehr...
"Wir waren dann immer von Emotionen getrieben. Man hat 20 Stromkästen bestellt, es waren aber nur 10 lieferbar", erinnert sich Tautges. Auch hier war der Wiederaufbau von der Frage bestimmt, wie man sich vor einem nächsten Hochwasser schützen kann.
Ob und wie viel Geld Tautges aus dem Wiederaufbaufonds bekommt, weiß er noch nicht. Es seien schon Abschläge gezahlt worden, aber eine endgültige Zusage stehe noch aus. Man habe das meiste aus Rücklagen finanziert.
Auch Daniel Köhler in Oberweis klärt im Moment mit der Versicherung, welche der vorfinanzierten Maßnahmen übernommen werden. Erst in einem nächsten Schritt könne man auf Geld aus der Hochwasserhilfe hoffen: "Jetzt geht es ans Eingemachte. Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres wissen, was übernommen wird und was nicht."
Worüber sich aber beide Campingplätze freuen können, das sind gute Buchungszahlen im Sommer. Zwar seien die Gäste noch etwas zögerlich - teils, weil sie das Wetter abwarten wollen, teils, weil sie sich nicht sicher waren, ob wirklich alles rechtzeitig fertig wird. Dennoch werde der Zuspruch immer größer.
"Es gibt nichts Schöneres, als wenn das Reservierungsbuch gefüllt ist. Ich freue mich über alle Anfragen und die Gespräche mit den Leuten. Dass sie eine schöne Zeit hier verbringen können."
Überhaupt sei das gute Feedback der Gäste etwas gewesen, was beim Aufbau bestärkt hat, sagt Daniel Köhler vom Campingplatz in Oberweis: "Es kamen immer wieder aufmunternde Worte oder Nachfragen: Wie sieht es denn aus? Viele Leute haben uns die Daumen gedrückt und darin bestärkt, weiterzumachen."
Das bestätigt auch Bastian Tautges. Wenn Gäste im ausgebuchten Restaurant keinen Platz mehr bekämen, dann seien sie nicht etwa enttäuscht. Im Gegenteil: Sie würden sich für Familie Tautges freuen, dass es wieder so gut laufe. Auf dem Campingplatz Heilhauser Mühle will man dafür jetzt etwas zurückgeben.
Im Innenhof sollen Musikveranstaltungen mit Imbiss angeboten werden. Um sich für Reaktionen wie diese zu bedanken, sagt Bastian Tautges : "Die Leute, mit denen man spricht, sagen: Wahnsinn, dass ihr das nach so kurzer Zeit überhaupt geschafft habt. Das konnten die sich gar nicht vorstellen. Man zeigt denen dann teilweise ein paar Bilder von damals und die sind wirklich sprachlos."
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