GLEHN Kinder haben die neue Skulptur auf dem Schulhof der Gemeinschaftsgrundschule Glehn als ideales Kletterspielgerät bereits entdeckt. Nach welchem Vorbild das Kunstwerk entstanden ist und wessen Gemeinschaftsarbeit es war.
Sie ist nach dem Vorbild des Videospiels „Angry Birds“ entstanden: Die drei Meter hohe und aus massiver Stileiche gearbeitete Skulptur zum Klettern, die neuerdings auf dem Schulhof der Gemeinschaftsgrundschule Glehn steht. Fünf übereinander angeordnete, grimmig aussehende Köpfe sind nach dem Vorbild des Videospiels entstanden.
Erwachsene bewundern das bunt bemalte Kunstwerk eher skeptisch aus der Ferne. Aber Jessica (8) aus der Klasse 2b ist in weniger als einer Minute ganz oben auf dem höchsten Kopf des Totempfahls und schafft diese Kletterpartie mit viel Freude locker auch über einen viel schwierigeren, seitlichen Aufstieg. „Ein paar Kinder aus meiner Klasse kommen jetzt von vorne über die Nasen auch schon nach ganz oben“, erzählt Jessica freudestrahlend. Diesen Aufstieg üben inzwischen auch Sofie und Lukas (beide 8). Der sieben Jahre alte Simon schafft es immerhin bis auf die gelbe Nase des obersten Kopfes, was erstmals auch Kuzay (7) versucht. Den Kindern kann nichts passieren – eine 40 Zentimeter dicke Schicht Holzschnitzel auf dem Boden dient als Fallschutzmaterial.
Spielgeräte Jörg Florenz aus Liedberg verwirklicht seit 1996 mit seiner Firma Erlkönig naturnahe Spielwelten für Kinder. Seine Spielgeräte sind nicht nur in Deutschland sondern auch in benachbarten Ausland begehrt.
Materialien Das Unternehmen Erlkönig verwendet für seine Geräte keine druckimprägnierten, sondern natürliche, dauerhafte und ökologische Materialien.
Reinhard Giese, der pädagogische Leiter der Jugendarbeit vom Kreisjugendamt und der Liedberger Spielgerätebauer Jörg Florenz, Inhaber der Firma Erlkönig, sind hoch zufrieden, dass die bunten, grimmigen Gesichter als Herausforderung an die Kletterkünste und den Mut der Kinder so gut ankommen.
„Unter dem Motto ‚Aufholen nach Corona‘ gab es finanzielle Mittel des Landes NRW“, sagt Reinhard Giese. „Nach den vielen Einschränkungen und Entbehrungen in den Zeiten der Lockdowns sollten für Kinder gezielt Möglichkeiten geschaffen werden, Defizite auszugleichen und Sozialkontakte untereinander wieder stärker aufleben zu lassen.“
Giese hatte zuvor schon einige Male mit dem Künstler aus Liedberg gemeinsam Projekte realisiert wie beispielsweise das große Kletter- Rutschgerät auf dem Schulhof in Glehn, das der 57-jährige Produktdesigner mit Schülern für Kinder entwickelt hatte. Auch nach fast 20 Jahren hat das Gerät nichts von seiner Attraktivität verloren.
Zu allererst war ein Aufruf an die Jugendeinrichtung „Sinnflut“ ergangen, um ein Motiv für das neue Spielgerät zu finden. Die zündende Idee der 14- bis 17-Jährigen: Ein Totempfahl, inspiriert von den Figuren aus dem Videospiel „Angry Birds“ nach Walt Disney. Die ersten Entwürfe stammen tatsächlich auch von den Jugendlichen. Bald wurde ein geeigneter, 80 Zentimeter dicker Baumstamm gefunden.
„Es ist eine heimische Stileiche von der Niers, die gefällt werden musste, weil an ihrem Standort ein Regenrückhaltebecken gebaut wird“, erklärt Florenz. Kompliziert, aber durchaus reizvoll auch die Zusammenarbeit mit so vielen unterschiedlichen Beteiligten: Der Künstler, die Grundschule, die Jugendeinrichtung „Sinnflut“, das Kreisjugendamt und das Grünflächenamt.
Florenz gesteht: „Ohne die Koordination von Herrn Giese wäre das alles sicherlich nicht umzusetzen gewesen.“ Mit der Kettensäge legte der Künstler zunächst die Übergänge von einem zum anderen Kopf fest und definierte damit die geeigneten Abstände zum Hochklettern. In verschiedenen Arbeitstreffen modellierten die jungen Leute das Werk, indem sie zunächst mittels Stechbeitel, Knüpfel, Winkelschleifer und Schleifpapier die gewünschten Gesichtsformen modellierten. Anschließend folgte der sorgfältige Anstrich mit Acrylfarben. Darüber wurde eine witterungsbeständige Schutzschicht aufgetragen.
Der Aufbau mittels Kran, die Montage und Verankerung erfolgten anschließend, später dann die Abnahme durch den TÜV. Und inzwischen kommt das bespielbare Kunstwerk von Tag zu Tag besser bei den jungen Nutzern des Schulhofes an.
Reinhard Giese ist überzeugt: „Solche Projekte muss man am besten gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeiten – das gibt dann eine extreme Dynamik, mehr Selbstvertrauen und weniger Vandalismus.“
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