Gehrdener Ulrich Hinze erschafft in der Pandemie Figuren aus Holz und lässt sie sprechen

2022-06-10 21:35:29 By : Mr. Superhot Eyewear

Corona hat uns seit dem vergangenen Jahr im Griff. Der Urlaub 2020 war gebucht und die Vorfreude war riesig. Alles abgesagt, die Enttäuschung groß. So wie Ulrich Hinze ging es vielen im vergangenen Jahr. Kulturstätten und die Gastronomie mussten schließen,  Veranstaltungen fanden nicht mehr statt. Man musste sich eine andere Beschäftigung suchen... 

So fing es bei dem Gehrdener an. Als die Gartensaison im Herbst vorüber war, entschloss er sich, kreativ tätig zu werden, die freie Zeit zu nutzen. Hinzu kam bei dem Rentner der Verdruss über dieses und jenes. Viele Dinge beschäftigten ihn und was ihn bewegte, begann er figürlich darzustellen. An handwerklichem Geschick sollte es ihm nicht mangeln, war er doch früher als Dachdecker und Zimmerer tätig.

Ein bisschen Holz – mehr brauchte er kaum. Das brachte er in den verschiedenen Stammgrößen von Spaziergängen mit. In der Werkstatt ging es an die Bearbeitung – eine Idee im Kopf und dann einfach drauf los. „Der Winkelschleifer wurde mein wichtigstes Werkzeug“, so Ulrich Hinze. 

Aus den Stämmchen sollten Figuren werden – mit Kopf, Armen und Beinen. Die Einzelteile klebt Ulrich Hinze zusammen, verspachtelt die Übergänge. Am Ende bekommen die Figuren Farbe und je nachdem ihre Accessoires. Die Mini-Soldaten, ein Kreuz, die Hantel, Ball, Feder oder Hörner. Auf den dazugehörigen Schildern stehen nur wenige Worte, die zum Nachdenken anregen sollen. Handgeschrieben passen die Titel zu den abstrakten Figuren. 

Über Kunst lässt sich ja bekanntlich streiten. „Andere schmeißen Farbbeutel an die Wand und verdienen damit Millionen“, sagt Ulrich Hinze. Seine Figuren sind so, wie sie sein sollen. 

Feste Zeiten für sein neues Hobby gibt es nicht. Oft zog es ihn nachmittags in die Werkstatt. Manchmal abends noch eine Stunde – zum Abreagieren und Entspannen. Dann war auch tagelang Pause. Je nach Inspiration eben. „Besser als auf den Tod zu warten“, sagt er und die Ortschronik, die er ehrenamtlich führt, ist längst auf dem aktuellsten Stand. 

Die erste Figur, die entstanden ist, hält in der einen Hand ein Herz, in der anderen trägt sie einen Speer. Die Waffe hat Ulrich Hinze aus einem Nagel geschmiedet. „Man hat im Leben immer zwei Möglichkeiten“, so der Gehrdener dazu – entweder die Auseinandersetzung oder den Frieden. Das sei auf der Welt so, unter Nachbarn oder in der Familie. Nachvollziehbar die Gedanken des 71-Jährigen.

Sein Favorit unter den eigenen Objekten – der „Verführer“. Hier müsse man nicht erklären, was gemeint ist, so Ulrich Hinze. Die Mini-Soldaten hat er aus einer alten Kiste seines Sohnes „gemopst“. Ein Objekt kommt im Doppelpack daher: Sie überrascht ihn mit einem Baby, er ist der Gehörnte. Die Hörner waren einmal Sporne eines Hahnes. Auch die Haarpracht der Frau ist echt. Inspiriert wurde Ulrich Hinze hier von einem Bericht im Fernsehen zum Thema Kuckuckskinder.

Auch der Gewichtheber erinnert an dunkle Zeiten der deutschen Geschichte. Neben ihm der Jongleur, der sich, wie wohl die meisten Menschen, durch das Leben jongliert. Für die acht Figuren hat ihr Schöpfer ein eigenes Regal gebaut. Das steht nun bei der Ortsfeuerwehr in Gehrden. Dort können die Objekte durch die  Fensterscheibe angeschaut werden. Dazu hat der Hobbykünstler auch die Erklärungen angebracht und wie es zu seiner Kreativität kam. Den Ortswehrleiter hatte Ulrich Hinze, der selber zur Gehrdener Feuerwehr gehört, natürlich gefragt, ob er seine Sachen ausstellen darf. Ein bisschen Kultur kann schließlich nicht schaden...

Einige Kameraden haben sich schon ein Bild gemacht. Und es werden in den nächsten Wochen einige vorbei gehen und stehen bleiben. Bis zur Wahl will Hinze die Figuren dort belassen. Dann kommen sie bei ihm in die Tor-Durchfahrt. Im Moment entstehen keine neuen Figuren, denn schließlich ist wieder Gartensaison. Aber im Herbst soll es weiter gehen – „garantiert", kündigte Ulrich Hinze an. Ein paar Ideen schwirren ihm schon im Kopf herum, während die Reisepläne auch für dieses Jahr auf Eis gelegt sind.